Diplomatische Liebschaften. Die Mätressen des Wiener Kongresses

Spiel-Doku, 52 min, ZDF/ARTE/ORF, 2014

Wien 1814: Napoleon ist besiegt. Damit endet eine Ära revolutionärer Umbrüche, skrupelloser Machtkämpfe und zerstörerischer Kriege. Der Wiener Kongress - das erste Gipfeltreffen der Weltgeschichte: Europäische Führungsspitzen und Diplomaten-Delegationen beratschlagten von 1814 bis 1815 über die politische Aufteilung Europas. Fürst Metternich, Kanzler der Habsburgermonarchie, zieht im Hintergrund die Fäden - und nicht nur er bedient sich einflussreicher Damen des Hochadels. Mit raffinierter politischer und amouröser Intrige prägen sie die europäische Geschichte für das kommende Jahrhundert mit - bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs. Die "Universum History"-HD-Dokumentation "Diplomatische Liebschaften - Die Mätressen des Wiener Kongresses" von Monika Czernin und Melissa Müller zeigt, wie ganz Europa am Wiener Kongress über eine Neuordnung der westlichen Welt verhandelt. Im Fokus stehen dabei die starken Frauen dieser Zeit sowie ihr Einfluss auf die Verhandlungen der Mächtigen. Der Film entstand als Koproduktion von ORF, makido film, ZDF, ZDF-Info und BMUKK in Zusammenarbeit mit ARTE, gefördert von FERNSEHFONDS AUSTRIA und Filmfonds Wien.

"Es ist die diplomatische Elite des Kontinents, die sich hier trifft", sagt der renommierte österreichische Historiker Wolfgang Maderthaner über den Wiener Kongress. Doch die wichtigen politischen Entscheidungen werden auch im 19. Jahrhundert nicht ausschließlich auf dem Verhandlungstisch getroffen. Gesellschaftliche Anlässe und ausschweifende Feste in den Ballsälen und Wiener Palais, geheime Liebschaften und diplomatische Affären in den Séparées und Boudoirs mächtiger Frauen sind weitere Schauplatze für Absprachen, Pakte sowie Intrigen und Manipulationen. Nicht weniger als 19 Bälle veranstaltet Fürst Metternich während des Kongresses. Sie dienen aber nicht nur seinem Vergnügen. Das weiß auch Karl Schwarzenberg, Tschechiens Außenminister a. D. und Nachfahre von Feldmarschall Karl Philipp zu Schwarzenberg: "Heute gebe ich eine Pressekonferenz als Minister. Damals musste ein Minister einen Riesenempfang geben. Die vielen Feste waren notwendig, um an Informationen zu kommen oder auch um sie zu verbreiten."

Auf den rauschenden Festen, aber auch fernab davon sind Damen von Rang und Namen zur Zeit des Wiener Kongresses als Meinungsbildner hoch geschätzt. Nie zuvor und auch nicht danach steht ein Politgipfel so weitreichend unter dem Einfluss von Frauen. Der Film beleuchtet etwa die Rolle von Herzogin Wilhelmine von Sagan, der einflussreichen Geliebten Metternichs, und jene ihrer Gegenspielerin, Fürstin Katharina Pawlowna Bagration, mit der Fürst Metternich eine Tochter hatte: Beide haben maßgeblichen Anteil an den Wiener Verhandlungsergebnissen.

Regisseurin und Koautorin Monika Czernin erweckt die Spannung hinter den Kulissen des historischen Großereignisses durch aufwendige Spielszenen zum Leben. Sie erzählt den Wiener Kongress aus dem Blickwinkel bedeutender Frauen, anhand derer Rollen sich ein hintergründiges wie unterhaltendes Bild der bedeutendsten politischen Versammlung des 19. Jahrhunderts ergibt.
"Was mich an dieser Geschichte so fasziniert, ist einmal die Dimension des Events. Es war der erste große europäische Kongress. Ganz Europa war in Wien zu Gast. Es war, wenn man so will, die Urstunde der europäischen Idee. Andererseits interessiert mich die Art, wie damals Politik gemacht wurde. Und zwar ohne Unterschied zwischen privater und öffentlicher Sphäre. Das macht das Ganze so spannend. Die Macht der Erotik und die Erotik der Macht gingen Hand in Hand. Diese Atmosphäre wollte ich in unserem Film lebendig werden lassen", so Czernin.

Melissa Müller, Autorin, Dramaturgin: "Wie eigenständig diese Frauen handelten, wie ernst die Männer - bei allen Intrigen - ihr Wort nahmen, ist erstaunlich. Metternich beispielsweise wusste genau, dass Wilhelmine von Sagan die politischen Qualitäten hatte, seine beste Ministerin zu werden. Dazu war die Zeit aber noch nicht reif, obwohl die Frauen im Hintergrund die Fäden zogen."


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